Da
wir vor allem im gesundheitlichen Bereich tätig sind und dort auch
schon einige Erfahrungen und Eindrücke sammeln durften, wollen wir
euch heute mal etwas darüber erzählen.
In
Indien liegt die Lebenserwartung im Durchschnitt bei 63 Jahren, wobei die
Säuglingssterblichkeit 60 von 1000 beträgt. Fast 100 Kinder von
1000 sterben vor ihrem 5. Lebensjahr. Gründe hierfür sind eine
Unter- oder Mangelnährung, unzureichende Trinkwasserversorgung und mangelhafte hygienische Verhältnisse.
Ein
einheitliches Gesundheitssystem, vergleichbar mit unserer
Krankenversicherung, gibt es hier nicht. Dies liegt vor allem auch an
den großen Einkommensunterschieden im Land.
Nur
ca. 14% der Bevölkerung haben eine private oder staatliche
Krankenversicherung.
Es
gibt eine kostenfreie Basisversorgung durch den Staat parallel zu
privaten Arztpraxen und Kliniken.
Somit
kann man sagen, dass sich das Gesundheitssystem in einen privaten und
einen staatlichen Teil aufspaltet.
Die
staatliche, kostenfreie Versorgung findet in sogenannten „government
hospitals“ statt, welche sich in jeder großen Stadt befinden
müssen. Hier bekommen die Patienten alles kostenlos, allerdings sind
die medizinischen Mittel deutlich beschränkt und man wird mit 20
anderen Patienten in einem Zimmer untergebracht.
Deshalb
nehmen zwei drittel aller privaten Haushalte eine medizinische Versorgung in
„private hospitals“ in Anspruch. Jeder der es sich irgendwie
leisten kann, versucht das "government hospital" zu meiden.
Die Ausstattung, das medizinische Personal, die Medikamente und vieles mehr sind im
privaten Krankenhaus viel besser und reichlicher vorhanden. Daher konzentrieren sich - bei bestehendem Ärztemangel - auf
diesen Bereich auch die meisten Ärzte und Ärztinnen und immerhin die Hälfte des
Pflegepersonals.
Dieser
private Teil kommt für ca. 78% der gesamten Gesundheitsaufgaben auf.
Ein
weiteres Problem stellt das große Stadt-Land-Gefälle dar.
In
vielen Dörfern gibt es keine medizinischen Einrichtungen, diese
können auch meist nicht zu Fuß erreicht werden und Transportmittel
sind zu teuer.
Es
leben zwar 70% der Gesamtbevölkerung auf dem Land, jedoch stehen
hierfür nur 20% der Ärzte zur Verfügung.
Wir
besuchen auch einige Dörfer, von denen aus es als arme Familie
unmöglich ist, ein Krankenhaus zu erreichen. In diesen wird dann
häufig eine alternative Medizin praktiziert. So bekommen zum Beispiel die Frauen ihre Babys dann einfach zu Hause mit Hilfe aller möglichen
Nachbarn.
Verschlimmert
wird die Lage auch durch schlechte hygienische Bedingungen wie
fehlender Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen, sowie
die Unterernährung.
Für
eine erste ärztliche Versorgung auf dem Land gibt es die sogenannten PHCs
(Primary Health Center). In jedem Mandel (Bezeichnung für
Verwaltungsbezirk mehrere Dörfer) sollte es ein solches PHC geben.
Es umfasst einen Arzt, 2 Krankenschwestern, einen Optiker, einen
Krankenwagen und Medikamente. Auch hier ist die Behandlung kostenlos.
Allerdings sind diese PHCs teilweise nur sehr schlecht ausgestattet
oder existieren nur in der Theorie.
Um
euch die Situation zu verdeutlichen hier ein kleines Beispiel:
Ein Arbeiter auf dem Land verdient monatlich ca. 2000 Rupien, was umgerechnet ein Einkommen von ca. 30 Euro ist. Ein Kaiserschnitt in einem relativ kostengünstigen, privaten Krankenhaus kostet 5000 Rupien, umgerechnet ca. 75 Euro. Dazu kommen noch diverse andere Kosten für Ärzte, Medikamente etc... Somit muss man bei einer Geburt mit Kosten von ca. 150 Euro rechnen. Diese Rechnungen sind sofort zu begleichen. Hierdurch kann man sehen, dass schon günstige, private Krankenhäuser für einen großen Teil der Bevölkerung nicht bezahlbar sind.
Ein Arbeiter auf dem Land verdient monatlich ca. 2000 Rupien, was umgerechnet ein Einkommen von ca. 30 Euro ist. Ein Kaiserschnitt in einem relativ kostengünstigen, privaten Krankenhaus kostet 5000 Rupien, umgerechnet ca. 75 Euro. Dazu kommen noch diverse andere Kosten für Ärzte, Medikamente etc... Somit muss man bei einer Geburt mit Kosten von ca. 150 Euro rechnen. Diese Rechnungen sind sofort zu begleichen. Hierdurch kann man sehen, dass schon günstige, private Krankenhäuser für einen großen Teil der Bevölkerung nicht bezahlbar sind.
Dieses Baby ist einen Monat zu früh geboren. In Deutschland wäre das kein Problem, doch hier in Indien ist es nicht sicher, ob es überleben wird.
Ein elf Tage altes, unterernährtes Baby.