Sonntag, 16. Dezember 2012

Es weihnachtet sehr...


Seit wir von dem Zwischenseminar aus Coimbatur, bei welchem wir uns mit den anderen Freiwilligen getroffen haben, zurück sind, kommt so langsam Weihnachtsstimmung in Parvathipuram auf.
Letzte Woche haben wir - unter voller Lautstärke diverser Weihnachtslieder - den Versuch gestartet, Plätzchen zu backen.
Dazu haben wir uns einen kleinen Tischbackofen von unserem Sir ausgeliehen und als der Strom nach 5 stündigem Ausfall dann doch endlich mal wieder funktioniert hat, konnte es endlich los gehen.


Marie beim Teig kneten.



Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen!


Diese „german biscuits“ haben wir dann anschließend an all unsere Bekannten verteilt, um diesen auf diese Art "Merry Christmas" zu wünschen. 


 
Ebenso hat jeder noch ein Foto von uns mit den besten Wünschen für Weihnachten und das neue Jahr bekommen!



Die meisten Menschen hier wissen zwar, dass es Weihnachten gibt und dass dieses bei Christen sehr wichtig ist, nicht aber wie und warum genau man es feiert.
Deswegen haben wir in unserer Freitagsschule, im Altersheim und mit dem Staff jeweils eine kleine Weihnachtsfeier gemacht.
Auf dieser wurden natürlich ganz viele Plätzchen gegessen, englische Weihnachtslieder (Jingle Bells, Rudolph The Red-Nosed Reindeer, Silent Night, Holy Night) gesungen und die Weihnachtsgeschichte gelesen!
Besonders interessant war es für die Menschen hier in Indien zu erfahren, wie wir in Deutschland eigentlich Weihnachten feiern.







Gestern Abend haben wir noch an einer Weihnachtsfeier von zwei Schulen hier aus Parvathipuram teilgenommen und sind auf dieser sogar dem Weihnachtsmann begegnet!




Wenn man jetzt so über Weihnachten spricht und von Zuhause erzählt, dann wird man schon ein bisschen wehmütig und bekommt etwas Heimweh.
Aber wenn man auf der anderen Seite wiederum daran denkt, dass wir uns an Weihnachten fast alle ( bis auf 5 Freiwillige) in Goa treffen, ist alles halb so wild!
Schließlich ist es auch mal etwas sehr besonderes, Weihnachten unter Palmen zu genießen.

Mittwoch, 21. November 2012

Ein paar interessante Fakten über das indische Gesundheitssystem



Da wir vor allem im gesundheitlichen Bereich tätig sind und dort auch schon einige Erfahrungen und Eindrücke sammeln durften, wollen wir euch heute mal etwas darüber erzählen.

In Indien liegt die Lebenserwartung im Durchschnitt bei 63 Jahren, wobei die Säuglingssterblichkeit 60 von 1000 beträgt. Fast 100 Kinder von 1000 sterben vor ihrem 5. Lebensjahr. Gründe hierfür sind eine Unter- oder Mangelnährung, unzureichende Trinkwasserversorgung und mangelhafte hygienische Verhältnisse.

Ein einheitliches Gesundheitssystem, vergleichbar mit unserer Krankenversicherung, gibt es hier nicht. Dies liegt vor allem auch an den großen Einkommensunterschieden im Land.
Nur ca. 14% der Bevölkerung haben eine private oder staatliche Krankenversicherung.

Es gibt eine kostenfreie Basisversorgung durch den Staat parallel zu privaten Arztpraxen und Kliniken.
Somit kann man sagen, dass sich das Gesundheitssystem in einen privaten und einen staatlichen Teil aufspaltet.
Die staatliche, kostenfreie Versorgung findet in sogenannten „government hospitals“ statt, welche sich in jeder großen Stadt befinden müssen. Hier bekommen die Patienten alles kostenlos, allerdings sind die medizinischen Mittel deutlich beschränkt und man wird mit 20 anderen Patienten in einem Zimmer untergebracht.
Deshalb nehmen zwei drittel aller privaten Haushalte eine medizinische Versorgung in „private hospitals“ in Anspruch. Jeder der es sich irgendwie leisten kann, versucht das "government hospital" zu meiden.
Die Ausstattung, das medizinische Personal, die Medikamente und vieles mehr sind im privaten Krankenhaus viel besser und reichlicher vorhanden. Daher konzentrieren sich - bei bestehendem Ärztemangel - auf diesen Bereich auch die meisten Ärzte und Ärztinnen und immerhin die Hälfte des Pflegepersonals.
Dieser private Teil kommt für ca. 78% der gesamten Gesundheitsaufgaben auf.

Ein weiteres Problem stellt das große Stadt-Land-Gefälle dar.
In vielen Dörfern gibt es keine medizinischen Einrichtungen, diese können auch meist nicht zu Fuß erreicht werden und Transportmittel sind zu teuer.
Es leben zwar 70% der Gesamtbevölkerung auf dem Land, jedoch stehen hierfür nur 20% der Ärzte zur Verfügung.
Wir besuchen auch einige Dörfer, von denen aus es als arme Familie unmöglich ist, ein Krankenhaus zu erreichen. In diesen wird dann häufig eine alternative Medizin praktiziert. So bekommen zum Beispiel die Frauen ihre Babys dann einfach zu Hause mit Hilfe aller möglichen Nachbarn.
Verschlimmert wird die Lage auch durch schlechte hygienische Bedingungen wie fehlender Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen, sowie die Unterernährung.
Für eine erste ärztliche Versorgung auf dem Land gibt es die sogenannten PHCs (Primary Health Center). In jedem Mandel (Bezeichnung für Verwaltungsbezirk mehrere Dörfer) sollte es ein solches PHC geben. Es umfasst einen Arzt, 2 Krankenschwestern, einen Optiker, einen Krankenwagen und Medikamente. Auch hier ist die Behandlung kostenlos. Allerdings sind diese PHCs teilweise nur sehr schlecht ausgestattet oder existieren nur in der Theorie.
Um euch die Situation zu verdeutlichen hier ein kleines Beispiel:
Ein Arbeiter auf dem Land verdient monatlich ca. 2000 Rupien, was umgerechnet ein Einkommen von ca. 30 Euro ist. Ein Kaiserschnitt in einem relativ kostengünstigen, privaten Krankenhaus kostet 5000 Rupien, umgerechnet ca. 75 Euro. Dazu kommen noch diverse andere Kosten für Ärzte, Medikamente etc... Somit muss man bei einer Geburt mit Kosten von ca. 150 Euro rechnen. Diese Rechnungen sind sofort zu begleichen. Hierdurch kann man sehen, dass schon günstige, private Krankenhäuser für einen großen Teil der Bevölkerung nicht bezahlbar sind.







 Dieses Baby ist einen Monat zu früh geboren. In Deutschland wäre das kein Problem, doch hier in Indien ist es nicht sicher, ob es überleben wird.



Ein elf Tage altes, unterernährtes Baby.




 

Donnerstag, 8. November 2012

Land unter in Parvathipuram

Nachdem wir um sechs Uhr morgens etwas unsanft geweckt wurden, mussten wir leider feststellen, dass unsere komplette Wohnung unter Wasser stand.

Zuerst dachten wir es wäre alles nur ein schlechter Traum, doch als wir unser ganzes Hab und Gut aus der bräunlichen, sehr angenehm riechenden Materie gefischt und in Sicherheit gebracht hatten, wurde uns klar, dass es die Realität war.

Halb Parvathipuram war dank tagelangen Regenfällen und einem Dammbruch überschwemmt.
Zuerst haben wir es noch mit Humor genommen, doch nach dem Anblick der ersten Wasserschlange und nachdem uns die Tatsache bewusst wurde, dass wir dank der indischen "Müllentsorgung" mitten im größten Dreck standen, fanden wir es nicht mehr ganz so lustig.

Deshalb wurden wir von Staff-Mitgliedern "evakuiert" und in Sicherheit gebracht.

Nun könnt ihr euch selbst ein Bild von der Lage machen!


Der Eingang zu unserer Wohnung.

Unser Schlafzimmer.

Ein Blick aus unserer Tür. Die Nachbarschaft.





Die Grenzen des Flusses sind nicht mehr zu erkennen.

Main-Road.



Als das Wassers abgeflossen war, konnten wir am späten Nachmittag in die Wohnung zurückkehren. Nachdem haben wir dann drei Stunden erfolgreich gegen die Mengen an Schlamm gekämpft haben, können wir diese ab morgen wieder bewohnen.

Viele feuchte Grüße aus Parvathipuram 
von Steffi und Marie


Dienstag, 23. Oktober 2012

Happy Birthday



Zum Anlass von Steffis 22 Geburtstag wurde erst mal gefeiert!

Als Überraschung für alle Mitarbeiter der JKS haben wir an diesem Tag zum ersten mal unsere neuen Sarees angezogen!
Da es allerdings nicht so leicht ist, sich ein ca. drei Meter langes Tuch schön und richtig um den Körper zu wickeln, mussten wir die Hilfe von zwei indischen Frauen in Anspruch nehmen!









Anschließend ging es top gestylt zur Party!
Diese fand in der liebevoll geschmückten Meeting Hall statt. Dort wartete der ganze Staff und eine Konfettidusche auf uns.
Das Highlight der Party war natürlich das Anschneiden der überdimensional großen und extrem süßen Geburtstagstorte.









Gemäß indischer Tradition haben wir von fast jedem Staff-Mitglied ein Stück Kuchen in den Mund gesteckt bekommen.





Nach einem süßen Snack für alle und dutzenden Gruppenfotos war die offizielle Party schließlich zu Ende.




Wie es bei den Indern so üblich ist, wurde der restliche Kuchen an alle Nachbarn verteilt. 





Schließlich haben wir den Tag noch mit einem gemütlichen Beisammensein mit dem weiblichen Staff, jeder Menge Snacks und Tänzen ausklingen lassen.




So, wir hoffen ihr habt nun einen kleinen Einblick bekommen, wie man hier in Indien Geburtstag feiert!

Viele liebe Grüße
Steffi und Marie




Sonntag, 14. Oktober 2012

That´s Business

So, jetzt ist es endlich so weit und unsere Aufgaben stehen fest.

Nach anfänglichem Shoppen und Feiern wird jetzt hart gearbeitet.
Im Folgenden wollen wir euch unsere neuen Aufgabenbereiche einmal kurz vorstellen:



Drei mal die Woche: Sankt Joseph´s  Hospital in Bobbili (Steffi)



Hierbei handelt es sich um ein kleines privates Krankenhaus, welches von zwei Ordensschwestern geführt wird. Es verfügt über circa 40 Betten, einen Kreißsaal und einen kleinen OP



Für mich ist es sehr interessant, die Arbeit, die Methoden und die unterschiedlichen Therapien, welche in Indien praktiziert werden kennen zu lernen. Auf Grund meiner Ausbildung zur Krankenschwester hoffe ich, dass ich hier nicht nur sehr viel lernen, sondern mich auch ein wenig einbringen kann.



Drei mal die Woche: Vision Center Bobbili (Marie)



Zur selben Zeit werde ich im Vision Center arbeiten, welches mit dem Krankenhaus kooperiert. Der mittellosen Bevölkerung wird hier eine kostengünstige Augenuntersuchung und Behandlung angeboten.



Zwei mal die Woche: Englisch unterrichten




Wir geben in drei verschiedenen Klassen Unterricht.
Während es in der sechsten und siebten Klasse einer government school eher um die Basiskenntnisse geht,  können wir in einer zehnten Klasse auf bereits vorhandenes Wissen aufbauen.



Einmal die Woche: Gesundheitserziehung und Co

Auf einer Privatschule werden wir in einer zehnten Klasse über gesunde Ernährung, HIV-Prävention und viele weitere Themen  aufklären und auch diskutieren.



Einmal die Woche: Arbeit im Altersheim



Das Altersheim wird von der JKS unterstützt und befindet sich in einem kleinen Dorf namens Padameringi. In diesem haben circa 20 alte Menschen einen Treffpunkt gefunden, an dem sie sich austauschen und gegenseitig unterstützen können.



Wöchentlich bieten wir den Bewohnern sogenannte health ceck up´s an. Diese umfassen  Blutdruck-, Puls- und Temperaturmessungen. Desweiteren können uns die alten Menschen ihre gesundheitlichen Beschwerden mitteilen und wir versuchen ihnen hilfreiche Tipps zu geben.



Um das Heim etwas wohnlicher zu gestalten, starten wir jede Woche eine andere Aktion. Diese Woche war der Garten an der Reihe, wir haben jede Menge Pflanzen besorgt und diese anschließend ( bei ca. 30 Grad im Schatten) sorgfältig eingepflanzt... Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen!


In den Gesprächen mit den alten Menschen ist uns bewusst geworden, dass dieses Heim für sie sehr wichtig ist. Sie erzählen uns ungehemmt von ihrer oft schwierigen Vergangenheit und ihrer derzeitigen Situation. Alle Bewohner haben ihren Partner verloren und haben entweder gar keine oder nur noch sehr wenige Angehörige, die sich um sie kümmern können. Das Leben der Dorfbewohner ist sehr hart und besteht hauptsächlich aus Arbeit, soziale Leistungen wie wir sie kennen gibt es hier nicht.
Diese Tatsachen haben uns dazu bewegt, Interviews mit den alten Menschen zu führen und diese als sogenannte Case Studies zu veröffentlichen.



Einmal die Woche: Besuch verschiedener Dörfer (Frauengruppen, Gesundheitserziehung)



Die JKS betreut im Umkreis von Parvathipuram verschiedene Villages, einige davon haben wir bereits besucht. Unser Plan ist es, dort Frauengruppen zu gründen, die wir unter anderem auch über gesundheitliche Themen informieren und aufklären können.



Sonstiges: Bericht über die Rolle der indischen Frau



In zahlreichen Gesprächen mit indischen Frauen, die uns zum Teil sehr berührt haben, ist uns klar geworden, dass wir uns näher mit diesem Thema beschäftigen wollen. Die Situation der indischen Frau ist so vielschichtig und genau das macht sie so interessant. Wir wollen die Stellung der Frau aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten und aufzeigen. Dazu werden wir einige Interviews führen und auch Frauengruppen und Organisationen besuchen.




So, wie ihr sehen könnt sind unsere Aufgaben sehr vielseitig und abwechslungsreich.
Aber genau das finden wir so interessant und herausfordernd.
Das war vorerst nur ein kleiner Einblick in unsere Arbeitswelt, in den kommenden Wochen werden wir noch viel detaillierter darüber berichten!


Viele liebe Grüße aus dem schönen Indien
von Marie und Steffi












Sonntag, 23. September 2012

Eat, Pray and Dance...

...hieß es an unserem ersten Feiertag in Indien.

Ganesha ist einer der wichtigsten Götter im Hinduismus und ihm wird dieses Fest im September gewidmet.
Dieser Festtag beginnt für die Hinduisten ziehmlich früh. Die Frauen beginnen schon am Morgen damit, dass aufwendige Essen vorzubereiten, welches in der darauffolgenden Zeremonie geweiht wird.
Vor dem eigenen Hausaltar werden Gebete gesprochen und verschiedene Rituale zelebriert, wobei sich der Mann sowie die Frau gleichermaßen beteiligen.
Der Gläubige hat an diesem Tag auf der gleichen Ebene wie die Götterstatue zu sitzen.

Und so haben wir den weiteren Verlauf dieses Festes erlebt!


Am Mittag wurden wir von unserer Mentorin, Uma, in ihr Dorf eingeladen.
Auf dem Weg dorthin konnten wir das bunte Straßentreiben beobachten.
Männergruppen ziehen Wägen mit Götterstatuen (von Ganesha) durch die ganze Stadt.
Begleitet wird dieser Umzug von Trommeln und traditionellen Tänzen.



Im Haus unserer Mentorin angekommen, sind wir mal wieder in den seltenen Genuss von Reis gekommen.
Wie an diesem Tag üblich, haben wir natürlich auf dem Boden gegessen.....


 .....damit wir den tollen Hausaltar bewundern konnten.



Anschließend bestaunten wir die verschiedenen, im Dorf aufgebauten, Altäre.
An diesen war das halbe Dorf versammelt.


Für uns war es ein sehr spannendes und interesantes Erlebnis, wir durften viele neue Menschen kennen lernen und diese bei einem ihrer wichtigsten Feste begleiten.

Wir freuen uns jetzt schon  auf unseren nächsten Feiertag, an dem wir unsere Festtagsklamotten wieder auspacken dürfen.

Viele liebe Grüße 
Marie und Steffi

Sonntag, 16. September 2012

Window Period

Kaum sind wir im Projekt angekommen, schon ist die erste Woche vorbei.
In der Orientierungsphase "window period" haben wir Parvathipuram im Sturm erobert.



Wenn das Wetter dann mal gut war, konnten wir viel entdecken und haben gelernt uns in der Stadt ein wenig zurecht zufinden.
Hier ein kleiner virtueller Rundgang.


 Der Bahnhof praesentiert sich mit viel indischem Charme.



Hier werden wir ab jetzt  unser ganzes Gemuese einkaufen.
Immer frisch und sehr guenstig.



Big city life!


Oberste indische Verkehrsregel:
Kuh hat immer Vorfahrt.


Der suesseste Inder, der uns bis jetzt begegnet ist.


Der indische Rettungswagen gleicht eher einer Ricksha.


Wenn man es dann doch mal ins Krankenhaus geschafft hat,
warten 200 dieser komfortablen "Betten" auf die Patienten.


Dieser nette, alte Herr begegnet uns hier ueberall.
Man nennt ihn auch: Shirdi Sai Baba


 Wir lernten unsere ersten indischen Rezepte....

 ... und wo man am besten etwas zu essen kaufen kann.


Dies sind nur einige, der vielen Eindruecke, die wir hier in unserer ersten Woche sammeln konnten.
Trotzdem hoffen wir, dass ihr hiermit einen kleinen Einblick in unsere neue Welt bekommen konntet!
Liebe Grusse aus Indien
von Marie und Steffi